Am Freitag, dem 23.10.2020, waren mein Fotografiekollege Dennis Gloth und ich in Hamburg unterwegs. Wir hatten diesen Trip bereits einige Wochen vorher geplant, wo die Corona-Zahlen noch nicht so hoch waren. Der Tag rückte immer näher und die Zahlen wurden immer mehr. Was tun? Wir entschieden uns trotzdem hinzufahren. Im Zug waren auf der Hin- und Rückreise wenige Menschen im Zug. Wir waren eh die ganze Zeit draußen unterwegs und hielten Abstand. Es war nicht verboten nach Hamburg zu fahren, obwohl wir beide aus Risikogebieten kamen und in ein Risikogebiet fuhren. In Hamburg angekommen merkte man von den ganzen Zahlen gar nichts. Es war einiges los auf den Straßen.
Vorab berichtete Dennis mir, dass Ralf Scherer am 24.10.2020 im "Junges Hotel" in Hamburg seine Vernissage zu seiner Serie "Timelines" geben wird. Einen Tag zu spät. Wieder einmal! In Berlin war uns das ebenfalls passiert in Verbindung mit dem European Month of Photography. Ich schrieb Ralf einfach an und fragte, ob bereits einen Tag vorher die Möglichkeit besteht sich die Bilder anzusehen. Wir beide kannten Ralf von einem Interview aus der "Soul of Street" und mochten seine Herangehensweise sehr. Ralf antwortete und meinte, er wäre eh vor Ort am Freitag um die Bilder aufzuhängen. Er würde sich freuen uns zu sehen. Gesagt, getan.
Kurz vor 17 Uhr trafen wir in dem Hotel ein und Ralf hatte gerade sein letztes Bild an die Wand gebracht. Eigentlich wollten wir nur mal eben vorbeikommen, "Hallo" sagen und uns die Bilder anschauen. Daraus wurde nichts. Ralf gab uns eine persönliche Führung zu allen Bildern. Wir quatschten, fragten, tauschten uns rund um das Thema Street Photography aus und redeten uns fest. Irgendwann schaute ich auf die Uhr. Mehr als zwei Stunden waren wir nun schon hier. Es war ein intensiver Austausch über seine Art der Street Photography, über seine Erfahrungen mit den Menschen im Ausland (Ralf fotografiert fast ausschließlich im Ausland), aber auch im Inland, über die Kunstszene im Allgemeinen, über seine Ausstellungen zum Thema "Timelines", über Kuratoren, das Drucken von eigenen Bildern, über Kontakte für Ausstellungen und vieles vieles mehr. Wir sogen alles wie ein Schwamm in uns auf. Wer Ralf Scherer kennt, der weiß wie zugänglich, offen, hilfsbereit und herzlich er ist.
Ein besonderes Highlight der Ausstellung in Hamburg ist, dass Ralf auf den Kärtchen neben den Fotos, die übrigens alle hinter Acrylglas sind und eine super Wirkung auf uns hatten, dieses Mal auch kleine QR-Codes gedruckt hat. Wenn der Betrachter des Bildes mit der Kamera seines Smartphones den Code scannt, gelangt er zu einer kleinen Audiodatei, die Ralf zu Hause sehr professionell selbst produziert und eingesprochen hat. Der Betrachter erhält hierüber in etwa 1,5 Minuten einen tieferen Einblick über das jeweilige Bild: wo ist es entstanden? Wie kam es zu dem Bild? Was waren Ralfs Gedanken dahinter? Eine fantastische Idee!
Bei dem ganzen Austausch bin ich überhaupt nicht dazugekommen auch nur ein einziges Foto zu machen. Ralf war aber so nett und lies mir ein paar Bilder zukommen. Wer mal in Hamburg vorbeikommt, sollte unbedingt einen Abstecher in das "Junges Hotel Hamburg" machen und sich die Bilder von Ralf anschauen. Die Bilder hängen noch bis zum 08.01.2021 dort. Alternativ kann man sich auf seiner Homepage www.ralfscherer.com einen Überblick über "Timelines" machen.