Am 30.10.2021 war es soweit. Ich habe meine allererste Ausstellung eröffnet. Schon lange hatte ich mit dem Gedanken gespielt, meine Bilder der Öffentlichkeit zu zeigen. Ich wollte aber nicht einfach nur irgendwelche Bilder zeigen, sondern die Menschen sollten Bezug zu den Bildern haben. Aus diesem Grund habe ich mich entschieden IN Vechta Bilder FÜR Vechta AUS Vechta auszustellen. 
Ich suchte mir mein Lieblingscafé in meinem Heimatort für die Wahl aus. Erste Gespräch fanden Ende Juli statt. Ich zeigte den Inhabern des Cafés (Charivari) was ich so fotografierte, zeigte überwiegend Fotos aus Vechta, aber auch was ich sonst so in Deutschland und Europa fotografiere. Hierfür brachte ich kleine 10x15cm Prints mit. Dies war ein großer Vorteil, denn so konnte man die Bilder auf einen Tisch legen und in der Summe anschauen, statt nur eines auf dem Smartphone. Die Inhaber waren sofort begeistert und konnten sich eine Ausstellung in ihrem Café gut vorstellen. Erfahrung mit solchen Veranstaltungen hatten sie genauso wenig wie ich. Aus diesem Grund hatte ich viel Mitspracherecht.
Und dann ging es in die Feinplanung: Welche Bilder zeigen? Wie viele Bilder zeigen? Welche Bilder passen zusammen? Sollten die Personen auf den Bildern gut erkennbar sein oder eher nur Silhouetten bzw. Menschen von hinten? Mache ich Werbung? Soll es ein Produkt zu erwerben geben? Was erzähle ich bei der Vernissage? Es schwebten so viele Fragezeichen in meinem Kopf herum. Ich entschied mich aus einem Bauchgefühl heraus nur für Bilder, in denen die Menschen nicht offensichtlich erkannt werden können. 
Gleichzeitig wollte ich einen Kalender entwerfen, auf denen Straßenfotos aus Vechta zu sehen sind. Die Kalender sollten zu einem fairen Preis erworben werden können. Es fanden Gespräche mit einer Druckerei in der Nähe von Bremen statt, auf die ich durch den Kontakt einer lokalen Druckerei aufmerksam geworden bin. Der Austausch war sehr kundenfreundlich und konstruktiv. Somit gab ich meinen Kalender dort in Auftrag. Die Preise und auch die Qualität stimmten für mich. Dies war schon mal ein gutes Gefühl. 
Ich wollte zusätzlich ein bißchen Werbung für die Ausstellung machen. Ich entwarf ein Bild am Computer und ließ davon zwei Poster drucken. Eines hing im Charivari und eines in einer Buchhandlung direkt an der Einkaufsstraße. Ich rief zudem die lokale Tageszeitung an, ob sie vorab berichten mögen. Sie waren sofort dabei. Schnell war ein Interviewtermin vereinbart. Der Artikel erschien drei Tage vor der Vernissage sowohl im Print als auch online. Dieser Artikel kann hier gelesen werden. 
Nach einigen Tagen stand die Auswahl der Bilder. 10 Bilder sollten ausgestellt werden. Ingesamt kamen 15 Bilder in den DIN A3 Kalender im Hochformat. Ich versuchte die Bilder den Monaten etwas anzupassen. Im August gab es beispielsweise ein Bild, welches ein Bild von unserem Freizeitmarkt aus der Coronazeit zeigte. Im August findet nämlich der große Stoppelmarkt in Vechta statt, Norddeutschlands größter Freizeitmarkt. Allerdings war das Septemberbild nicht gut genug für mich. Ich hatte noch eine Idee im Kopf. Also ging ich nochmals an einem Samstag Mittag zu dem Spot und wartete dort. Es klappte und das Foto nahm ich noch schnell mit auf.
Nun stand ich noch vor der großen Frage wie ich die Bilder zeigen wollte? Gerahmt? Aludibond? Acrylglas? Ein Mix aus allem? Ich entschied mich für letzteres. Dies hatte mehrere Gründe. Im Charivari konnte man beispielsweise sehr gut Aludibond Bilder vor die Fensterfront von den Gardinenstangen hängen lassen. Gerahmte Bilder passten bestens an die Theke und an andere Orte innerhalb des Cafés. Außerdem zeigte ich ein Bild hinter Acrylglas. Mein absolutes Lieblingsbild. Es hängt in meinem Büro und ich nahm es einfach mit. Dies hatte natürlich auch wirtschaftliche Gründe. Ich entwarf zudem kleine Preisschilder, welche ich auf sehr dickem Papier druckte und unter bzw. an die Bilder hing. Dann bestellte ich Rahmen und gab die Bilder in den Druck. Es kam wie es kommen musste: die erste Lieferung der Rahmen war beschädigt. Gott sei Dank bekam ich sofort ohne Probleme Ersatz. Außerdem waren die gedruckten Fotos ein bißchen größer als das Format es vorsah, woraufhin sie nicht in die Rahmen passten. Dies ist mir bis heute ein Rätsel. Ich musste sie also per Hand nochmals zuschneiden. Alles klappte zum Glück ohne Zwischenfälle. Ich bemerkte dies aber auch erst zwei Tage vor der Vernissage.
Die letzte Große Frage blieb dennoch: was soll ich bei der Vernissage erzählen? Dies war sicherlich eines der größten Herausforderungen für mich. Ich überlegte mir, was mich interessieren würde, wenn ich zu einer Ausstellung gehen würde und eher keinen Bezug zu dieser Thematik hätte. Also entschloss ich mich für folgendes: Zunächst informierte ich über das Genre Straßenfotografie. Was ist das überhaupt? Welche Ansätze gibt es? Wie geht man auf den Straßen vor? Danach berichtete ich ganz kurz über die Geschichte der Straßenfotografie. Seit wann gibt es das überhaupt? Wer war Wegbereiter und wie entwickelte sich das Ganze? Anschließend erzählte ich, wie ich zu der Straßenfotografie gekommen bin und was mich daran fasziniert. Zum Abschluss wollte ich noch einen Überblick über Straßenfotografie in Deutschland geben. Wird es viel praktiziert? Gibt es ein gutes Netzwerk und Möglichkeiten sich Informationen zu beschaffen? Und natürlich: wie ist die Rechtslage in Deutschland? Diese Gliederung war für mich schlüssig und ich bereitete dies vor.
Einen Tag vor der Vernissage fuhr ich ins Café und hing die Bilder auf. Das war die erste richtig richtig große Hürde. Klappt alles so wie ich es mir gedacht hatte? Ich mach es kurz: Es war fantastisch. In etwa 2,5 Stunden war ich fertig mit dem Aufhängen der Bilder. Das Gefühl seine eigenen Bilder in der Öffentlichkeit hängen zu sehen war mächtig.
Am Tag der Vernissage war ich ziemlich aufgeregt. Es kamen Familienangehörige, einige Freunde und Bekannte und zum Glück auch ein paar wenige unbekannte Interessierte, die durch den Zeitungsartikel auf die Vernissage aufmerksam wurden. Nach der kleinen Rede, stand ich den Besuchern für Fragen bereit. Es entwickelten sich interessante Gespräche. Ich verkaufte einige Kalender und auch zwei Bilder. Hier schließ sich der Kreis mit der Motivauswahl sowie der Art der Präsentation. Mein Lieblingsbild vom Metropoltheater, welches hinter Acrylglas im Charivari hing, faszinierte auch zwei Besucher, die dieses genauso sofort kaufen wollten. Es ist ein unfassbar tolles Gefühl, wenn jemand DEIN Bild kaufen möchte und bereit ist Geld, teilweise sogar viel Geld, dafür auszugeben, um es sich in die Wohnung zu hängen. Die Auslieferung steht noch aus, aber ich denke die Übergabe des Bildes wird ein echtes Highlight für mich werden.
Mein Fazit: Die Vorbereitungszeit war intensiv und aufregend aber sehr lehrreich. Es gibt Dinge, die ich sicherlich genauso machen würde, aber natürlich habe ich auch dazugelernt, was man besser so nicht nochmal machen sollte. Der Verkauf der Kalender läuft gut und stellt mich zufrieden. Ich habe bislang drei Bilder verkauft (übrigens immer das Metropolbild in verschiedenen Ausführungen). Ich hätte mir zwar noch 5-10 mehr unbekannte Besucher gewünscht bei der Vernissage gewünscht, aber ich bin dennoch zufrieden mit dem Ergebnis und dem Abend. Die Bilder hängen noch bis zum 28.11.2021 im Charivari in Vechta. Es gibt nur noch wenige Kalender zum Preis von 14 Euro.
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