Es sind Weihnachtsferien, das Wetter stimmt und ich kann nirgendwo hinfahren. Zumindestens nicht in Großstädte, wie ich es sonst gemacht habe um Street Photography zu betreiben. Dennoch reifte in mir schon vor längerer Zeit die Idee, dass ich Street Photography im ländlichen Raum betreiben wollte. Hierbei ging es mir gar nicht darum Streetfotos mit Menschen auf Dörfern zu erhaschen, sondern viel mehr die Vielfältigkeit der Motive im ländlichen Raum auszutesten. Vorrangig standen also Streetfotos ohne Menschen auf dem Programm. Da kann man sich schnell fragen: Streetfotos ohne Menschen? Ist das dann noch Street Photography? Für mich definitiv ja und laut diverser Definitionen im Internet auch. Für mich stach vor allem folgender Satz heraus:
„Das Festhalten eines besonderen Moments ist die hohe Kunst der Straßenfotografie, aber einen ebenso hohen Stellenwert hat das Umsetzen der besonderen Atmosphäre eines jeden Ortes." (aus: Meike Fischer, Rudolf Krahm: Fotokurs Straßenfotografie)
Im ländlichen Raum versuchte ich mich also daran, die besondere Atmosphäre eines jeden Ortes festzuhalten. Ich hatte nur zwei Fixpunkte im Kopf bevor ich losfuhr: 1. 3-4 Stunden Zeit 2.nach Colnrade fahren. Gesagt getan. Colnrade liegt etwa 20 Minuten mit dem Auto von meinem Wohnort entfernt und ist bereits im Landkreis Oldenburg. Der Ort ist bei uns vor allem für seinen großen Flohmarkt am Tag der Deutschen Einheit bekannt. Zudem ist es ein schickes Dorf. Auf dem Weg dahin passierte ich aber einen alten abgelegenen Bauernhof. Dieser erweckte sofort großes Interesse bei mir. Die Sonne stand hervorragend und ich hielt mich dort 20-30 Minuten auf, um unter anderem diese Fotos zu schießen.
Ich war total zufrieden. Solche abgelegenen, leicht abgewrackten Orte finde ich fotografisch hochinteressant. Ein guter Start in den Tag. Colnrade war noch 5 Minuten mit dem Auto weg. Dort angekommen machte ich zunächst einmal ein paar Video Aufnahmen für mein YouTube Video (siehe unten). Anschließend ging ich durch den Ort und suchte nach interessanten Motiven. Ein Dorfbewohner sprach mich an und führte mich in den Garten der Ofenmanufaktur. Ich war hocherfreut darüber, denn im Garten waren zwei tolle Fotos möglich, die ich sonst nicht hätte schießen können.
Ich machte mich weiter auf den Weg durch das Dorf. Der Vorteil zu einer Großstadt liegt auf der Hand: weniger Motive, weniger Ablenkung. Der Nachteil: die Motive finden. Dies empfand ich allerdings als höchst attraktiv, denn man musste genau hinsehen und konnte sich auch an verschiedenen Kompositionen wunderbar ausprobieren. Erstaunlicherweise konnte ich auch ein Streetfoto mit Mensch machen, als ein älterer Herr seine Post hereinholte.
Der Ausritt nach Colnrade hatte sich gelohnt. Zufrieden stieg ich in mein Auto und überlegte mir was ich mit den restlichen 1,5 Stunden anstellen sollte. Ich entschied mich erstmal den Weg Richtung Vechta zurückzunehmen. Erst dachte ich, dass eventuell noch kleinere Dörfer unterwegs auf mich warten würden, da wurde ich aber etwas enttäuscht. Goldenstedt war der nächstgrößere Ort, doch ich entschied mich weiter nach Visbek zufahren. Dort war ich auch noch nie zum Fotografieren. Dort angekommen machte ich mich auf einen kleinen Rundgang durch das Dorf. Mir fiel als erstes die interessante Straßenbeschilderung an einer gelben Wand auf.
Anschließend bewegte ich mich auf der Hauptstraße durch das Dorf auf und ab und entdeckte interessante Motive, wie z.B. einen alten Roller, zerfallene Häuserfassaden sowie Licht und Schatten Motive.
Anschließend fuhr ich zurück nach Vechta. Mir fiel noch ein Motiv ein, welches ich schon lange mal fotografieren wollte: eine alte heruntergekommene Telefonzelle neben zwei Kondomautomaten. Jedes Mal wenn ich daran vorbeikomme, empfinde ich die Szenerie als sehr skurril und möchte sie festhalten. In der unmittelbaren Umgebung der Telefonzelle fotografierte ich noch Häuserfassaden, welche ich interessant fand.
Nach etwa 3,5 Stunden war mein Ausflug zu Ende. Ich habe die Zeit total genossen. Meine Kamera hatte ich schon etwas länger nicht mehr in der Hand und war hocherfreut über die Anzahl interessanter Motive. Der abgelegene Bauernhof am Anfang des Trips war mein Highlight des Tages. Vielleicht war der Tag der Auftakt für eine neue Serie an Streetfotos in der näheren Umgebung. Möglichkeiten gibt es genügend, wie sich heute eindrucksvoll zeigen lies. Vom gesamten Tag habe ich außerdem ein kleines Video gedreht, welches ihr auf YouTube oder direkt hier sehen könnt.