Am 10.07.2021 war Frankfurt der Treffpunkt Nummer 1 für Streetfotografen aus Deutschland und darüber hinaus. Initiiert durch Gerald Prechtl vom Nürnberger Streetfotografen-Kollektiv „nürnberg_unposed_collective“ wurden bereits Anfang des Jahres erste Pläne geschmiedet. Als die Coronalage es zuließ, wurde über die sozialen Medien ein digitaler Flyer veröffentlicht und geteilt. Die Resonanz schien groß zu sein im Vorfeld, denn so ein offizielles Treffen gab es in dieser Form noch nicht. Viele kennen sich bereits untereinander, aber hauptsächlich nur digital. Die Personen hinter den Accounts bei Facebook und Instagram sind vielen unbekannt. Auf dem ersten deutschen Streetfotografiefestival im Jahre 2019 haben sich bereits einige untereinander persönlich kennengelernt. Doch seitdem fiel das Festival wegen der Pandemie immer aus und außerdem ist die Szene weiter gewachsen. Für mich stand sofort fest: da muss ich hin! Zug und Hotel für zwei Tage wurden sofort gebucht.
Letztes Wochenende war es dann endlich soweit. Unterstützt wurde Gerald in der Organisation durch Stefan Lauterbach, welcher in Frankfurt wohnt und die Locations für das Meeting festlegte. Ein großes Programm war nicht wirklich geplant und das war auch sehr gut so. Bei diesem Treffen ging es darum, sich endlich persönlich kennenzulernen und sich mit anderen Straßenfotografen zu vernetzen. Um 12 Uhr wurde am Uni-Campus Bockenheim ein offizieller Treffpunkt für den Start festgelegt. Dort angekommen konnte ich meinen Augen nicht trauen. Knapp 50 Straßenfotografen aus Deutschland und der Schweiz sind nach Frankfurt für dieses Treffen angereist. Ob Hannover, München, Düsseldorf, Dresden, Braunschweig, Landshut, Zürich, Nürnberg oder Hamburg, keinem war der Weg zu weit, um dieses erstmalige Treffen nicht zu verpassen.
Am Campus gab es eine kleine Ansprache von Gerald und Stefan über den Verlauf des Tages und es wurde ein erstes Gruppenfoto gemacht. Der Plan des Tages sah dann wie folgt aus: In Kleingruppen konnte jeder durch Frankfurt bis zur Alten Oper ziehen. Dort gab es dann ein erstes Zwischentreffen um 15 Uhr. Der Tag sollte ab 17 Uhr an der Untermainbrücke mit etwas ganz Speziellem enden. Ich schloss mich der Gruppe von André, Guido und Daniel aus Hannover sowie Oliver aus München an. Tanja aus Frankfurt war unsere Führerin und lotste uns zu ein paar interessanten U-Bahn Stationen bis zur Alten Oper. An einer U-Bahn-Station entstand folgendes Foto:
Natürlich wurde unterwegs mehr gequatscht als fotografiert. An der Alten Oper wurde sich dann wieder etwas neu vernetzt und der Weg führte dann durch die Innenstadt über den Main bis zur Untermainbrücke. Um 17 Uhr war der Treffpunkt auf dem Rasen direkt neben der Brücke. An diesem Ort gab es dann den absoluten Höhepunkt des Tages: eine Guerilla-Ausstellung von allen Teilnehmern. Im Vorfeld sollte jeder 2-4 Fotos in maximal 20x30cm ausgedruckt mitbringen. Mit diesen Fotos wurde an der Brückenfassade unterhalb der Brücke die Guerilla-Ausstellung von allen veranstaltet. Wir klebten unsere Fotos mit Powerstrips an die Brücke, setzten einige Hinweisschilder über den Sinn und Zweck dieser Aktion und waren mächtig stolz. Die Fußgänger*Innen die ab 18 Uhr vorbeikamen blieben sehr interessiert stehen.
Ziel der Ausstellung war es, dass die Fotos von den Passant*Innen mitgenommen werden durften. So verweilten wir dort einige Zeit, beobachteten unsere „Gäste“ in unserer Ausstellung und freuten uns, wenn ein Foto mitgenommen wurde. Die Aktion kam unglaublich gut bei den Füßgänger*Innen an und es entwickelten sich interessante Gespräche. Anschließend setzten sich einige noch in einen Biergarten direkt neben der Brücke und genossen die Abendsonne am Main. Um ca 21:30 Uhr gingen wir nochmals unter die Brücke wo bereits mehr als die Hälfte aller Bilder neue Abnehmer*Innen gefunden haben. Auch eines meiner Bilder war zu dem Zeitpunkt schon durch diese beiden netten Herren abgenommen worden.
Ich begab mich dann völlig ausgelaugt zurück in mein Hotel, während die größte Gruppe im Motel One unterkam und dort noch in der Lounge des Hotels verweilten.
Ein unglaublich erlebnisreicher und super interessanter Tag ging zu Ende. Ich habe viele neue Gesichter kennengelernt sowie die Gesichter hinter dem Social Media Account endlich mal live gesehen. Ich führte viele lange und lehrreiche Gespräche. Am Ende waren sich alle Teilnehmer einig: dieser Tag war ein absolutes Jahreshighlight für alle und schreit nach einer jährlichen Wiederholung in wechselnden Städten Deutschlands!