Als ich meinen Trip nach Amsterdam geplant habe, fand ich heraus, dass vom 1. Juni bis 13. September 2020 im Fotografiemuseum FOAM eine Ausstellung mit Farbfotografien von Vivian Maier stattfindet. Ich informierte mich bezüglich der Möglichkeit eines Besuches in Zeiten der Corona-Pandemie und fand heraus, dass man sich online für ein Zeitfenster vorab anmelden musste. Somit wählte ich den Sonntag um 12 Uhr, sodass ich vorher noch ein wenig umher schlendern konnte.
Eine kurze Info zur Person Vivian Maier: Vivian Maier wurde 1926 in New York von ihrer französischen Mutter geboren. Im Alter von 6 Jahren zog sie mit ihrer Mutter nach Frankreich und lebte dort für weitere 6 Jahre, ehe sie im Alter von 12 Jahren mit ihrer Mutter nach New York zurückkehrte. Ab den 50er Jahren arbeitete sie für verschiedene Familien in New York und Chicago als Nanny. Während dieser Zeit fotografierte sie ständig auf den Straßen, zunächst in schwarz-weiß später in Farbe. Sie fotografierte so viel, dass sie eine enorme Menge an Filmrollen gar nicht entwickelte, obwohl sie sich eine Dunkelkammer bei einer Familie errichtete. Ihre Fotos zeigte sie niemanden. Erst nach ihrem Tod ersteigerte John Maloof etwa 30000 Abzüge und Negative. Er hoffte sie für sein Projekt nutzen zu können. Dem war jedoch nicht so und somit veröffentlichte er einige Bilder in einem Blog und auf Flickr, mit der Bitte um Rückmeldung, wie die Fotografien bei den Lesern und Nutzen ankamen. Die Rückmeldungen waren überwältigend und so machte sich John Maloof auf, um mehr über die Person Vivian Maier zu erfahren. Die ganze Geschichte über Vivian Maier wird in dem Dokumentarfilm „Finding Vivian Maier“ herausragend dargestellt (der Film kann aktuell für 2,99€ bei Amazon Prime geliehen werden; es lohnt sich!). Heute zählen Vivian Maier´s Straßenfotografien zu den besten und bedeutendsten Bilder ihrer Zeit. Vivians Name wird heute in einem Atemzug mit Größen wie Joel Meyerowitz, Lee Friedlander oder Robert Frank genannt.
Die Ausstellung im Fotografiemuseum FOAM zeigt knapp über 60 Farbfotografien aus der Zeit von 1956-1986. Es ist die Folgeausstellung zu ihren Fotografien in schwarz-weiß. Das Museum stellte die Bilder unter anderem kategorisch zusammen, sodass auf der Empore nur Bilder von Selbstportraits hingen. Vivian machte viele Selbstportraits. An den Wänden gab es zwischendurch einige Informationstafeln über ihre Person und ihre Geschichte. Bedingt durch Corona war nur ein Einbahnstraßensystem in der Ausstellung möglich.
Mir persönlich gefielen zwei der ausgestellten Bilder besonders gut. Auf einem Bild sieht man ein älteres Ehepaar in Badekleidung von hinten, wie sie durch Löcher in einer Mauer in ein Schwimmbad schauten. Das andere Bild zeigte einen Mann, der in eine Hecke ging, wobei eine Hälfte seines Körpers in der Hecke war und die andere Hälfte außerhalb auf dem Gehweg.
Ich schaute mir nur die Bilder intensiver an, welche mich besonders ansprachen. Außerdem las ich mir alle Infos an den Wänden durch. Dennoch war ich bereits nach knapp über 20 Minuten durch die gesamte Ausstellung spaziert. Ich drehte daraufhin eine extra Runde.
Mein Fazit: Mir persönlich gefallen die Aufnahmen in schwarz-weiß deutlich besser und somit war ich ein wenig enttäuscht. Sollte ich nochmals die Chance auf eine Ausstellung der schwarz-weiß Bilder bekommen, so würde ich diese sofort ergreifen. Der Eintritt von 12,50€ war angemessen, wenn man bedenkt, dass über 60 Bilder ausgestellt wurden. Das Fotografiemuseum FOAM machte in Zeiten von Corona einen super Job mit einem durchdachten Buchungssystem und einem guten Leitsystem der Ausstellung.