Während meiner vier Tage, die ich in Köln Ende Juli verbracht habe (Bericht hier), kam ich an einem sonnigen Morgen an der Haltestelle Breslauer Platz/ Hauptbahnhof vorbei. Diese U-Bahn-Station ist architektonisch sehr interessant und ist sehr groß sowie an den Zugängen bei Sonnenlicht lichtdurchflutet. In diesem Bericht möchte ich darlegen, wie ich versucht habe an diesem sonnigen Vormittag das Beste aus den Gegebenheiten an verschiedenen Spots innerhalb der U-Bahn-Station herauszuholen.
Ich ging den Eingang vom Eigelstein kommend hinunter und entdeckte an den Rolltreppen zunächst dieses Licht-Schatten-Spiel:

unbearbeitet

Mir gefiel die Geometrie, die das Licht-Schatten-Spiel an der Wand generierte und wartete auf einige Personen, welche dann auch die Rolltreppe nahmen. Die Haltestelle ist zwar sehr groß ist aber bei weitem nicht so stark frequentiert wie viele andere Haltestellen in Köln. Außerdem war diese Rolltreppe zum Ausgang Richtung Eigelstein gelegen, die meisten Menschen nehmen aber den Ausgang zum Hauptbahnhof. Dennoch hatte ich Glück, dass bei der nächsten einfahrenden U-Bahn dieses Foto entstand.
Mir gefiel die Gestik des Mannes im richtigen Augenblick. Den Schattenwurf des Mannes fand ich ebenfalls interessant. Ich war zufrieden mit dem Bild, allerdings wollte ich den Spot nochmals anlaufen, um nur eine Person abzulichten. Ich ging nochmal die Treppe hoch und positionierte mich so, dass ich oberhalb der Bahnschienen stand und den Weg auf die andere Seite im Blick hatte. Dabei entstand dieses Bild:
Bei diesem Bild gefallen mir folgende Dinge. Zunächst mag ich die Linienführung des Geländers und die im Boden eingelassenen Blindenführung in das Bild hinein. Auf dem Weg der Linien ist eine Frau, welche mit ihrer Maske hantiert und im richtigen Moment, nämlich beim Schritt nach vorne, abgelichtet wurde. Verfolgt man die Linien weiter enden sie hinter der Architektur, welche die beiden Bahnlinien voneinander trennt. Der Ausgang auf der anderen Seite (oben rechts im Bild) ist heller im Bild und nimmt bei mir die Führung des Auges wieder zurück in das Bild. Die Bahn sowie die Linie auf dem Boden führen den Betrachter wieder zurück zum Anfangspunkt. Dabei hatte ich Glück, dass die Frau und die Bahn zur selben Zeit im Bild waren. Somit wirkt das Bild auf Grund der anderen Personen am Bahnsteig nicht so leer. Insgesamt gefällt mir das Bild ganz gut. Anschließend ging ich wieder zum Ort des ersten Bildes zurück, da mir auffiel, das eine Person die Rolltreppe nehmen wollte, wobei dann dieses Bild entstand.
Ich habe bewusst sowohl die farbige als auch die schwarz-weiß Version hochgeladen. Mir gefallen beide. In der farbigen Version gefällt mir das leicht blaue an der Rolltreppe sowie die noch zu erkennende braun gebrannte Hautfarbe des Mannes. Die schwarz-weiß Variante lenkt das Augenmerk deutlich mehr auf die Strukturen im Bild, welches mir ebenfalls gefällt. Außerdem ist hier bemerkenswert, das der Schattenwurf an der Wand schon deutlich verändert ist im Vergleich zu dem oberen Bild, trotz fast identischer Position aus der ich fotografierte. Zwischen beiden Bildern liegen gerade einmal vier Minuten laut der Metadaten. Dies zeigt mir nochmals deutlich auf, dass gewisse Licht-Schatten-Spiele nur für kurze Momente bleiben. Ich war froh diesen Moment erwischt zu haben.
Ich ging dann entlang des Bahnsteiges auf die andere Seite, jene die zum Ausgang Richtung Hauptbahnhof führt. Auf dem Bahnsteig fand ich keine interessanten Personen oder Kompositionen. Ich hatte aber bereits die andere Seite im Blick, denn dort fotografierte ich schonmal. Zuvor versuchte ich mich aber noch an diesem Bild: 
Hier versuchte ich die Linienführung am Boden aufzunehmen, um den Betrachter ins Bild hinein zu führen. Mir gefiel der starke Kontrast von der Dunkelheit in der U-Bahn-Station und dem Tageslicht am Treppenaufgang. Die Person, die mir entgegen kam wollte ich als Silhouette wiedergeben. Das Bild gefällt mir auf der einen Seite, auf der anderen aber auch nicht. Irgendetwas interessantes fehlt noch. Die Szenerie hat Potenzial, aber ich wusste sie nicht richtig auszunutzen. An solchen Bildern kann man sehr gut lernen wie ich finde.
Wenn man von der Position, die ich in dem oberen Bild hatte nur leicht links weitergeht, kommt man an die Rolltreppe, welche auf die andere Seite der Gleise führt. Hier ist ein interessantes Loch aus Beton, welches einen gedrehten Halbkreis zeigt. Vor dem Halbkreis verlaufen die Treppen dahinter die Rolltreppen. Ich wartete einige Minuten und machte einige Bilder, von denen mir dieses am besten gefiel:
Da ich ja zu 99% mit meinem 23mm F2 Objektiv fotografiere, stellte mich dieses Bild doch schon vor leichte Herausforderungen. Die 23mm waren im Grunde schon zu viel. Ein 16mm Objektiv hätte hier glaube ich noch eindrucksvoller die Szenerie ablichten können. Ich musste mich schon sehr exakt positionieren und die Kamera über dem Kopf halten, um das gesamte Loch, jedoch ohne Gelände zur Treppe abzulichten, denn das Geländer empfand ich als störenden Faktor im Bildaufbau. Die Architektur im Bild ist einfach super. Ich komme gerne hier an den Spot zurück. Bislang habe ich zwei interessante Bilder gemacht.
Anschließend nahm ich selber die Rolltreppe und wollte den Bahnsteig wieder zurück zur anderen Seite nehmen, von der ich gekommen war. Dabei entstand dieses Bild:
In der Bildbearbeitung versuchte ich das Bild, welches im Querformat aufgenommen wurde, so zuzuschneiden, dass im Hochformat die Betonpfeiler zwischen den Gleisen an den oberen Ecken links und rechts im Bild beginnen. Die mittige Ausrichtung gefiel mir sehr gut. Der Pfeiler wirkt so wie der Buchstabe "V". Somit versuchte ich die Öffnung als Rahmen zu nutzen. Da glücklicherweise auf der anderen Seite die Rolltreppe verläuft musste ich nur warten, dass eine Person diese nahm und im richtigen Moment abdrücken. Ich hatte Glück. Die Person, die herunterkam sah interessant aus und in dem Moment, als sie sich mittig in der Öffnung des "V" befand, schaute sie zu mir herüber. KLICK! Ich mag das Bild sehr. Ich finde es gut, dass keine anderen Personen im Bild zu erkennen sind. Sie wären eine Ablenkung von der Person in der Mitte. Wenn man ganz genau hinschaut ist sogar oben links im Bild eine Person, die jedoch im Schatten kaum zu erkennen ist.
Ich ging den Bahnsteig entlang. Auf der anderen Seite kam mir eine Frau entgegen gerannt, die noch schnell die U-Bahn erwischen wollte. Schnell versuchte ich aus der Hüfte einige Bilder, wobei dieses die beste Ausbeute war:
In diesem Bild gefällt mir vor allem die Dynamik des Augenblicks. Man spürt richtig, dass die Person in Eile ist und schnell die U-Bahn erreichen will. Das Wehen der Haare, das Halten der Handtasche mit der einen Hand und die Ausholbewegung mit der anderen Hand zeugen von Schnelligkeit und Eile. Die leichte Unschärfe im Bild empfand ich zunächst als störend, hebt allerdings im Grunde die Dynamik nochmals hervor. In den Metadaten kann man sehen, dass das Bild bei einer Blende von F2.8, ISO 1250 und einer Verschlusszeit von 1/60 geschossen wurde. Die längere Verschlusszeit erklärt die leichte Unschärfe. Ich glaube es hätte noch mehr Aussagekraft, wenn ich die Person als Panning Shot, also als Mitzieher, mit einer Verschlusszeit von 1/30 oder weniger fotografiert hätte. Dazu konnte ich aber nicht schnell genug reagieren und außerdem hätte ich dann ganz offensichtlich ein Shot von der Person gemacht. 
Ich ging wieder zurück zum Eingang, wo ich meinen kleinen Fotowalk in der U-Bahn-Station begann. Dabei fiel mir der extrem interessante Schattenwurf auf dem Boden kurz vor den Rolltreppen auf, an welchen ich das erste Foto machte. Ich war verblüfft, dass mir dies nicht beim ersten Mal schon aufgefallen ist. Auch daran habe ich gelernt, dass man einen Spot mehrmals aus verschiedenen Richtungen betrachten sollte, denn es fällt einem immer wieder etwas Neues auf. Ich positionierte mich am Treppenaufgang und machte dieses Foto:
Das Licht-Schatten-Spiel ist super wie ich finde. Die Person erwischte ich wieder im richtigen Moment beim Schritt nach vorne. Der Schattenwurf der Person blieb genau im Rahmen wo das Licht war. Mir gefiel das Foto. Ich schaute mir die Szenerie noch etwas genauer, um eventuell bessere Kompositionen zu finden. Dabei fiel mir auf, dass die Architektur, durch die das Licht-Schatten-Spiel auf dem Boden entstand ein toller Kontrast zum dunklen U-Bahnschacht war. Also positionierte ich mich stehend auf der Treppe und machte dieses Bild:
Auch hier habe ich mal bewusst sowohl die farbige als auch die schwarz-weiß Variante hochgeladen. Hier gefällt mir eindeutig die schwarz-weiße Version besser. Ich empfinde die Farben (blau, orange, gelb) als Ablenkung von der Architektur und damit der Struktur. Dennoch war ich noch nicht ganz zufrieden mit der Bildkomposition und positionierte mich etwas weiter links. Dies ist das Ergebnis:
Diese Komposition gefällt mir etwas besser. Der Licht-Schatten-Wurf ist nun in der Bildmitte und fängt nicht wie oben sowohl am linken als auch am unteren Bildrand an, was ja nicht im Allgemeinen schlecht ist, sondern auf mich leicht unruhig wirkt. Eventuell hätte ich in der ersten Version die Linie auf dem Boden aus der Bildecke starten lassen. Von den beiden Bildern gefällt mir das linke Bild besser, denn der Schattenwurf zeigt die gesamte Person. Im rechten Bild kann man auf Grund des Schrittes mit dem rechten Bein nach vorne nicht beide Beine als Schattenwurf erkennen. 
Ich war zufrieden mit meiner Ausbeute an dieser U-Bahn-Station und gleichzeitig überrascht, wie viele Möglichkeiten alleine diese U-Bahn-Station im Allgemeinen, bei besonderen Lichtverhältnissen im Speziellen, ermöglicht. Ich begab mich zum Ausgang in Richtung Hauptbahnhof, denn ein letztes Bild hatte ich noch im Kopf. Am Treppenaufgang zum Hauptbahnhof bilden die Betonpfeiler natürliche Rahmen. Wenn man sich auf der Treppe beim Aufgang so positioniert, dass nur der Himmel und keine Häuser im Hintergrund zu erkennen sind, können hier interessante Silhouettenbilder entstehen. Dies war das Beste was ich in der kurzen Zeit herausholen konnte: 
Ich mag die Möglichkeit hier die Personen zwischen die Pfeiler zu komponieren, sodass diese als natürlich Rahmen dienen. Mein Wunsch war immer, dass mindestens zwei, wenn möglich drei Personen jeweils zwischen den Pfeilern stehen und unabhängig voneinander warten. Negativ anzumerken ist, dass ich mich nicht niedrig genug positioniert habe, denn es sind links und recht noch leichte Häuser zu erkennen. Dies empfinde ich als Ablenkung vom eigentlichen Motiv. Als ich Ende Februar in Köln war, habe ich bereits an dieser Stelle fotografiert und dabei dieses Foto gemacht. 
Dieses Bild gefällt mir deutlich besser. Allerdings muss ich hier der Fairness halber sagen, dass es stark zugeschnitten ist. Hier habe ich deutlich weiter unten auf der Treppe fotografiert als im oberen Bild. Beides jedoch mit dem 23mm Objektiv. Die Position der beiden Personen sowie deren Körperhaltung gefallen mir sehr gut. Das Handy, der Umriss der Brille und die Igelhaare der linken Person gefallen mir richtig gut. 
Insgesamt verbrachte ich über 30 Minuten an der U-Bahn-Station. Innerhalb dieses Zeitrahmens entstanden alle Bilder mit Ausnahme des letzten Fotos, welches ja wie erwähnt bereits Ende Februar gemacht wurde. Dies zeigt mir nochmals auf, dass man einen Spot mit vielfältigen Möglichkeiten ordentlich unter die Lupe nehmen sollte. Natürlich hätte man sich noch deutlich mehr Zeit nehmen können, ich hatte aber noch weitere Spots im Laufe des Vormittags geplant. Außerdem muss in Bezug auf die Sonneneinstrahlung bedacht werden, das gewisse Licht-Schatten-Spiele nur in einem kurzen Zeitfenster innerhalb eines Tages möglich sind. Ich gehe sogar soweit und sage, dass diese nur innerhalb eines kurzen Zeitfensters eines Jahres stattfinden, denn die Sonne wandert ja bekanntlich von Tag zu Tag. Einige Tage später ist der Sonnenstand schon anders, sodass die Licht-Schatten-Spiele dann anders ausfallen, in manchen Bereichen eventuell sogar überhaupt nicht mehr möglich sind. Dies bringt denen ein Vorteil, welche in der Stadt leben, denn so können sie fast genau planen wann sie wo hingehen müssen. Hierfür muss man aber konstant fotografieren gehen und sich gewisse Spots merken und notieren. Dies bringt dann für Außenstehende riesengroße Vorteile. Ich als Tourist kann nur Fotos in dem Moment in diesem Zeitfenster machen, an dem ich in der Stadt bin. Für alle, die mal nach Köln kommen, kann ich die U-Bahn-Station "Breslauer Platz/ Hauptbahnhof" wärmstens empfehlen und zwar nicht nur wenn die Sonne scheint.
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