Das Jahr 2020 wird sicherlich jeder sein Leben lang in Erinnerung behalten. Die Coronakrise schränkt uns seit März in vielen Lebensbereichen ein. Natürlich hat auch mich die Krise getroffen, wenn auch nur in meinen Freizeitaktivitäten und Urlaubsplänen, jedoch zum Glück nicht beruflich. Dafür bin ich sehr dankbar. Fotografisch hat das Coronajahr einen großen Einfluss auf mich gehabt. Vom ersten Lockdown Mitte März war ich als Lehrer lange betroffen. Was sollte ich mit der Zeit machen? Ich nutzte sie mit meiner Fuji X-T3 und steckte viel Zeit und Energie in die Street Photography. Wenn ich mir meine Fotos von Januar bis März anschaue, fällt auf, dass ich wenig unterwegs war. Vechta, Köln, Hamburg, Bremen und Osnabrück habe ich besucht. Im Februar war ich überhaupt nur einmal los. Bremen und Vechta waren die einzigen Orte, wo ich geplante Streetfotos machte. In Hamburg, Köln und Osnabrück war es immer mit etwas anderem verbunden.
Die Entwicklung ab April
Im April fing ich an mir viele YouTube-Videos zum Thema Street Photography anzusehen. Jeden Tag entdeckte ich neues. Auf Instagram suchte ich nach interessanten Fotografen aus der Region und darüberhinaus. Ich schaute mir unendlich viele Fotos an und kaufte mir meine ersten Bücher zum Thema. Ich las, sah und saugte Street Photography in mir auf. Parallel dazu machte ich eine 9-Tage-Challenge. Ich schrieb mir je ein Thema auf 9 kleine Zettel (z.B. die Farbe gelb, Linien, Spiegelungen etc.). Jeden Tag zog ich einen Zettel und machte mich in Vechta auf die Socken nach Motiven, die zu diesem Thema passten. Ich war überrascht wie viel man entdeckt, wenn man gezielt danach sucht. Das Ziel der Challenge war es am Ende 9 gute Bilder zu dem Thema zu haben. Ich machte natürlich viel mehr und probierte mit Einstellungen und verschiedenen Tiefenschärfen herum.
Ende April ging es zum ersten Mal nach Hamburg. Ich erwischte günstige Züge und verbrachte ca. 8 Stunden in Hamburg und wanderte umher. Diese Besuche wiederholte ich im Mai und Juni dreimal. Dann fuhr ich gezielt Spots oder Viertel an und fotografierte drauf los.
Im Sommer kam dann der große Street-Photography-Plan. Unsere Hochzeit und somit auch unsere Flitterwochen mussten coronabedingt ausfallen. Meine Frau hatte nur zwei Wochen Urlaub, ich jedoch sechs Wochen Ferien. Was also tun? Wir buchten einen 10-tägigen Urlaub in Südtirol in den Bergen. Vorher nutze ich meine Zeit und fuhr für zwei Nächte nach Amsterdam, danach für vier Nächte nach Köln, wovon ich einen Tag in Frankfurt verbrachte. Ich war also mindestens sieben Tage am Stück jeden Tag mit der Kamera in der Hand auf den Straßen unterwegs. Viele Kilometer, manchmal 20km am Tag, legte ich zurück. Diese Zeit war sehr intensiv und lehrreich. In Südtirol besuchte ich dreimal die kleine Stadt Brixen zu unterschiedlichen Tageszeiten und probierte mich weiter aus. Meine Bilder entwickelten sich und gefielen mir immer besser. Mein Auge war deutlich geschulter. Ich entdeckte Dinge, die ich vorher nicht sah. Ich nutzte Techniken, die ich vorher nicht kannte. Ich nutzte verschiedene Methoden, um die Leute unbemerkt zu fotografieren, die ich mir durch Probieren beibrachte.
Parallel zu den Tagen auf der Straße traf ich verschiedene Fotografen und Kollektive aus Köln, Frankfurt, Hannover und Bremen und tauschte mich über das Thema aus. Wir zogen gemeinsam durch die Straßen und machten Fotos. Ich lernte viele tolle Fotografen kennen.
Außerdem versuchte ich mein Glück an Wettbewerben, mit Erfolg (siehe unten). Ich tauschte mich mit Fotografen aus aller Welt in Fotogruppen auf Facebook aus. Lud Bilder hoch, gab und erhielt lehrreiches Feedback und wurde das ein oder andere Mal sogar ausgewählt für Magazine oder für Facebookgallerien (siehe unten). Ich besuchte zudem zwei Ausstellungen: Vivian Maier - Works in color und "Timelines" von Ralf Scherer.
Ich behielt meinen Eifer und meine Gier besser zu werden bei und fotografierte nun auch wieder mehr in meiner Heimatstadt Vechta, suchte neue Orte, neue Motive, neue Herausforderungen. Im September z.B. fotografierte ich auf dem Freizeitmarkt. Im Oktober kam dann noch eine besondere Reise hinzu. Zwei Tage Berlin! Es war super intensiv, anstrengend, aber auch lehrreich und erfolgreich. Mein Lieblingsbild des gesamten Jahres entstand in Berlin. Ab November kam dann die dunkle Jahreszeit hinzu und ich machte Nachtfotos, was ich vorher nicht kannte. So erlebt man die Straßen wieder neu.
Alles in allem war das Jahr 2020 eine turbulente und erlebnisreiche fotografische Reise für mich. Ich habe ein lange in mir schlummerndes Hobby neu aufleben lassen, welches sich für mich nun in eine Leidenschaft entwickelt hat. Fotografiert habe ich schon immer, bisher jedoch nie mit soviel Engagement und Zielstrebigkeit. Ich bin froh die Street Photography für mich entdeckt zu haben und hoffe auf viele neue Erlebnisse und Reisen in 2021. Denn ich habe bemerkt, dass ich auf Reisen am meisten Spaß am Fotografieren habe. Unbekannte Städte oder Länder erleben und umherschlendern.
Das Jahr 2020 kurz zusammengefasst:
Fotografiereisen nach:
Hamburg, Bremen, Oldenburg, Münster, Amsterdam, Berlin, Brixen (Italien), Köln, Hannover und Frankfurt
Fotos oder Interviews von mir wurden hier veröffentlicht:
2x EyePhotoMagazine inkl. 1x Auswahl meines Bildes als column cover
Interview auf der Seite des Bremen Street Collectives
Bildveröffentlichung im "F/8 Street Photography Magazine"
Vorstellung auf der Website des Oldenburger Münsterlandes inkl. Streetfoto-Tips im "OHO!-Magazin"
Streetshooter des Monats September im amerikanischen "Street Photography Magazine"
Interview im deutschsprachigen Streetfoto-Magazin "Soul of Street"
diverse Auswahlen in Facebookgruppen als "Honorable Mention" oder engere Auswahlen in Challenges
Auszeichnungen:
ND-Awards: "Honorable Mention" in der Kategorie "Special - Street Photography"
Monovisions Awards: "Honorable Mention" in der Kategorie "People"
Moscow International Photo Awards: "Honorable Mention" in der Kategorie "Architecture/ Buildings"
Urban Photo Awards: Selected Photographer in den Kategorien "Streets" und "People"
Meine Vorsätze für 2021:
Auch wenn 2021 ebenfalls von Corona stark beeinflusst sein wird, habe ich einige Pläne und Vorsätze für das kommende Jahr. Ich habe große Hoffnung, dass man spätestens ab Sommer wieder vermehrt reisen darf, zu mindestens in Europa. Aber meine Vorsätze beschränken sich nicht nur auf Reisen, sondern auch auf andere Dinge rund um die Street Photography.
1. Fotografieren, fotografieren, fotografieren
2. weniger ist mehr: weniger Fotos schießen, dafür gezielter komponieren
3. Projekte starten bzw. fortführen
4. fotografische Reisen wenn möglich: ich habe mir einiges überlegt, jedoch werde ich nur reisen, wenn es sicher und erlaubt ist.
5. mehr Struktur und Ordnung meiner Bilder am PC (bereits damit gestartet)
6. Besuch eines Workshops